09.02.2009
Viele gefiederten Wintergäste am Rhein
Vielstimmiges Geschnatter am Rhein: Wer mit offenen Augen und Fernglas spazieren geht, kann viele gefiederten Gäste aus dem hohen Norden beobachten, die in der Region überwintern. Vogelkundler und Naturexperte Klaus Mathes aus Wyhl lud jetzt zur Exkursion ein.
Einblick in die Vielfalt der gefiederten Gäste aus dem hohen Norden bot Vogelkundler Klaus Mathes (links) bei einer Exkursion. Foto: Roland Vitt
WYHL/WEISWEIL/RHEINHAUSEN. Er ist Naturfreund mit Leib und Seele. Kein
Wunder also, dass Klaus Mathes sich als Naturschutzwart beim Schwarzwaldverein Wyhl engagiert. Der Wyhler Naturlehrpfad zum Beispiel trägt seit Jahren seine "Handschrift". Doch Mathes ist auch
leidenschaftlicher Vogelkundler. Am Sonntag präsentierte er Interessierten bei einer Exkursion am Rhein zwischen Weisweil und Rheinhausen die winterliche Vielfalt an Wasservögeln.
Rund 30 Männer, Frauen und Kinder sind zum Treffpunkt nach Wyhl gekommen. Gemeinsam geht es in Fahrgemeinschaften an den Rhein bei Weisweil. In warme Winterkleidung gehüllt, lauschen sie den
Verhaltensregeln und ersten Informationen von Mathes, dann geht es mit Fernglas oder Spektiv "bewaffnet" los. Nach zwei-, dreihundert Metern der erste Halt. Zu weit entfernt für Beobachtungen mit dem
bloßen Auge entdeckt Mathes die ersten gefiederten Gäste aus dem hohen Norden Europas, die in der Region überwintern. Ein Blick durchs Fernglas oder Spektiv offenbart eine enorme Vielfalt von
Wasservögeln auf dem Rhein und den Inseln. Das Geschnatter ist weithin hörbar. Exkursionsleiter Mathes macht ganze Kolonien von Schnatter-, Spieß-, Krick-, Löffel-, Kolben-, Tafel-, Schell- und
Pfeifenten aus. Der Ornithologe erläutert die Unterteilung der Tiere in zwei Kategorien, in Schwimm- und Tauchenten. Tafelenten etwa erkenne man am braunen Kopf und ein richtiger Kultursiedler und
recht häufiger Wintergast sei die Reiherente, stark vertreten sei aber auch der Haubentaucher. Wie auf Kommando starten draußen auf dem Wasser einige Enten. "Sie laufen erst mal auf dem Wasser, bevor
sie abheben", kommentiert Mathes, was seine Begleiter durchs Fernglas verfolgen. Er stellt weitere Gäste vor – Gänsesäger, Mittelsäger und Zwergsäger. Am häufigsten von ihnen komme der Gänsesäger
vor, er sei bereits als Brutvogel am Oberrhein festgestellt worden. Doch Mathes kann noch von ganz anderen Begegnungen am Rhein berichten: Letztes Jahr habe er sogar Fischadler oder Seeadler bei
Weisweil gesichtet. Und vor nicht allzu langer Zeit habe er ein besonderes Erlebnis gehabt und im ersten Moment seinen Augen nicht recht getraut, erzählt der Vogelkundler. Auf einem abgeernteten
Maisfeld bei Wyhl habe er außereuropäische Tierarten ausmachen und längere Zeit beobachten können: sieben Nilgänse, drei Streifengänse, eine Mandarinente und sonstige asiatische Rassen. In den
letzten Wochen habe in den Abendstunden bisweilen lautes Geschnatter eingesetzt: Hunderte von Graugänsen auf Futtersuche. In den späten Abendstunden sei es ihm gelungen, sie auf abgeernteten
Maisfeldern bei Wyhl, Königschaffhausen und Sasbach zu beobachten.
Doch dem Vogelkundler und Naturexperten bleibt bei seinen Touren nicht verborgen, dass die Artenvielfalt und auch die Anzahl der Überwinterungsgäste in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat.
Mögliche Ursachen seien der Klimawandel, die Umweltbelastung, Zersiedlung und die immer stärker eingeengten Lebensräume der Wasservögel.